Voraussichtlich ab Juli 2023 gilt – nach Genehmigung durch das Ministerium – eine neue Entwicklungsstrategie für die Region Steirische Eisenstraße für den Zeitraum von 2023-2027. In Summe geht es darum, das Lebensumfeld an der Eisenstraße „lebenswert“ zu gestalten. Damit wir (und unsere Kinder) hier gerne wohnen.
Haben Sie eine gute Projektidee? Was sehen Sie als größte Herausforderung? Wo würden Sie ansetzen? Sie wollen selbst ein Projekt umsetzen und sind an einer Förderung über das LEADER-Programm interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung bzw. Kontaktaufnahme – am einfachsten über leader@steirische-eisenstrasse.at.
Den neuen Entwurf der Entwicklungsstrategie 2023-2027 können Sie bereits hier Downloaden:
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Die Themenfelder der Strategie 2023-2027
- Themenfeld 1: Regionalität – Regionale Produkte & Eigenversorgung
- Themenfeld 2: Abenteuer – Tourismus als Langfristperspektive für die peripheren Gemeinden der Eisenstraße
- Themenfeld 3: Kultur als Regionsmotivator – Neue Rollen für die Kultur: gesellschaftliche Veränderungen, Ermächtigung der Frauen; Gemeinschaft & Regionsimage
- Themenfeld 4: Lebende Orts- und Stadtkerne
- Themenfeld 5: Freizeit, Naherholung und Erfahren der Natur in intakten Naturräumen
- Themenfeld 6: Beteiligung, Gemeinschaft & Eigeninitiative
- Themenfeld 7: Zuzug
- Querschnittsthema zu Maßnahmen in den Aktionsfeldern 1-3: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel
Kurzer Überblick über die Strategie 2023-2027
Die Steirische Eisenstraße ist eine attraktive Region zum Arbeiten wie zum Leben. Sie bietet Jobs auf Augenhöhe mit größeren Städten, gute Einkommen und zugleich Erholung und Natur direkt vor der Haustür. Trotzdem ist sie mit dem Paradoxon massiver Abwanderung und einem Rückgang der arbeitenden Bevölkerung konfrontiert, die in den Gemeinden abseits des Zentralraums umso stärker ausgeprägt sind und sich in Zukunft weiter verschärfen werden. Die daraus resultierende unzureichende Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte wird lt. Stakeholderbefragung (SORA, 2020) als die wichtigste Herausforderung der Region für die kommenden Jahre gesehen.
Um dem Bevölkerungsrückgang und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, ist Zuzug ein zu priorisierendes Überthema für die kommenden Jahre – die Eisenstraßen-Gemeinden müssen auf Zuwanderung programmiert werden. Der Blickwinkel gehört dabei de facto um 180 Grad gewendet – statt wie bisher Abwanderung zu verhindern, muss Zuwanderung und Rückwanderung unterstützt werden[1]. Es geht dabei nicht mehr bloß darum, einen Arbeitsplatz, sondern Lösungen für das Leben der Menschen anzubieten. Für erfolgreiche Bleibe- und Zuzugsbemühungen braucht es neben „harten“ Faktoren (Kinderbetreuung, Wohnen etc.) ein attraktives Lebensumfeld – in Hinsicht auf Naturräume und Freizeit ebenso wie in Bezug auf diverse urbane und soziale Faktoren. Wer Zuzug bewirken (und weitere Abwanderung verhindern) will, muss Menschen einen Rahmen für ein „modernes Leben“ und ein Mindestmaß an urbanen Lebensqualitäten bieten. Die „200 Ideen für das Landleben der Zukunft“[2] bringen es auch für die Steirische Eisenstraße auf den Punkt: „Die Zukunft gehört jenen ländlichen Regionen, denen es gelingt, ihre eigenen Stärken, wie Naturnähe, Überschaubarkeit, Wohnqualität und soziales Miteinander durch ein gut gewähltes Maß an urbanen Qualitäten in den Bereichen Arbeit, Kultur, Bauen und Infrastruktur zu ergänzen.“ Ein solches Umfeld bildet in Folge auch die Grundlage für eine entsprechende Innen- wie Außenkommunikation.
Die strategische Positionierung für die LEADER-Region „Steirische Eisenstraße“ beruhte bisher auf den beiden Säulen „High-Tech“ (hochwertige Dienstleistungen für Österreichs Werkstoffregion) versus „High Feeling“ (weiche Standortfaktoren und Lebensqualität[3]). Diese Positionierung wird vom Grunde her beibehalten. Der Schwerpunkt soll allerdings viel stärker als bisher auf der GESTALTUNG UND VERBESSERUNG DES LEBENSUMFELDES als einem der entscheidendsten Standortfaktoren für die Region liegen: von „High-Tech versus High Feeling“ zu „HIGH-TECH BRAUCHT HIGH FEELING“.
Maßnahmen, die zu einem attraktiven Lebensumfeld beitragen, sind nicht auf ein einzelnes Aktionsfeld zu reduzieren. Viele Aktivitäten können zudem einen Beitrag zu mehr als einem Aktionsfeld leisten. Schwerpunktmäßig sind die Maßnahmen der Strategie dem Aktionsfeld 3 zugeordnet, wobei sie in starker Wechselwirkung mit anderen Aktionsfeldern stehen.
Im Aktionsfeld 1 (Ländliche Wertschöpfung) soll das Thema „Regionalität“ (Produktion und Verfügbarkeit regionaler Produkte, Verbesserung des kulinarischen Angebots, Eigenversorgung) erfolgen. Dieser Bereich wurde an der industriell geprägten Steirischen Eisenstraße über Jahrzehnte vernachlässigt und es besteht ein entsprechender Nachholbedarf. Wer möchte – überspitzt formuliert – in einem „kulinarischen Niemandsland“ wohnen? Neben einem wichtigen Beitrag zur Lebensqualität wird dadurch auch der Tourismus im Allgemeinen gestärkt und ein Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz geleistet. – Über das zweite Aktionsfeldthema „Abenteuer“ sollen zudem vor allem in den abseits der Zentralräume gelegenen Gemeinden die bestehenden touristischen Potentiale weiter gehoben werden.
Im Aktionsfeld 2 (Natürliche Ressourcen und kulturelles Erbe) soll Kunst & Kultur eine neue Rolle bekommen. Entsprechende Angebote sollen nicht nur das Kulturleben per se um urbanere Qualitäten erweitern, sondern sich auch mit gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen (u.a. durch das Eingehen auf das Rollenbild der Frau in einer alten Industrieregion). Beides soll auch zum Regionsbranding (u.a. im Kontext von Zuzug) beitragen. Die bergmännische Tradition, die über das neue UNESCO-Erbe in der vergangenen Periode einen Entwicklungsschub erfahren hat, soll sich hingegen, wenn überhaupt nur mehr auf Jugendmaßnahmen beschränken. Weiters sollen die Museen des Museumsverbunds Steirische Eisenstraße sich mit neuen Themen wie Umwelt sowie der jugendgerechten Aufbereitung von Regionsthemen auseinandersetzen und so zu Botschaftern einer lebenswerten Region werden.
Das Aktionsfeld 3 (Gemeinwohlstrukturen und Funktionen) stellt erstmals die Orts- und Stadtkernentwicklung in den Mittelpunkt. Hier wird auch die Erschließung der Naturraumpotentiale zur Naherholung (als Beitrag zur Freizeitgestaltung) zugeordnet, wobei es starke Überschneidungen zu allen anderen Aktionsfeldern gibt. Auch die Beteiligungskultur und die Forcierung von Eigeninitiative sollen – als Querschnittsthema – über dieses Aktionsfeld gehoben werden, sowie Zuzug in Form eines eigenen Themenfeldes eine entsprechende Priorität zugewiesen bekommen.
Das Aktionsfeld 4 (Klimaschutz und Klimawandelanpassung) soll – wie am Ende des Kapitels 2.5 ausgeführt – im LEADER-Kontext primär als Querschnittsmaterie Projekte der anderen Aktionsfelder betrieben werden. Ein kleines Budget wird dennoch von Beginn an für das Thema Klima reserviert – v.a. im Kontext von Smart Village.
[1] siehe: „Strategien für Regionen mit Bevölkerungsrückgang“. ÖREK-Partnerschaft, Heft 6, Dez. 2018; Handlungsempfehlung 3 („Zuwanderung & Rückwanderung unterstützen statt Abwanderung verhindern“)
[2] Urbane Qualitäten für ländliche Regionen – 200 Ideen für das Landleben der Zukunft, Hrsg.: Oberösterreichische Zukunftsakademie / Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, 2021
[3] siehe: „Strategien für Regionen mit Bevölkerungsrückgang“. ÖREK-Partnerschaft, Heft 6, Dez. 2018; Handlungsempfehlung 5 („weiche Faktoren der Lebensqualität sind besonders wichtig“)